an den Berliner Theaterleiter und Kritiker Otto Brahm (1856 – 1912) wegen einer vergessenen Verabredung. 
Der Wortlaut lautet wie folgt: 
München, 19.2.1898 […] Verehrter Herr Brahm! Ich bin mir heute Nachmittag einer schrecklichen Sünde bewusst geworden. Ich war Mittwoch verhindert gewesen, unsrer Verabredung Folge zu leisten u. habe unter den Vorbereitungen zu meiner Madrider Reise, Künstlerfest u. vieler sonstiger Arbeit radikal vergessen, Ihnen abzusagen! Ich bin umso trostloser, als derlei Nachlässigkeiten sonst nicht in meiner Art sind! Bitte, verzeihen Sie mir meine Unhöflichkeit u. Vergesslichkeit, die ich ja selbst dadurch büsse, daß ich eines interessanten Abends verlustigt gegangen bin, die aber dadurch nicht entschuldbar sind. 
Mit  […] Grüßen, Ihr Sie hochverehrender (?) […] ergebener Richard Strauss.
Den vorliegenden Brief schrieb Strauss in seiner Münchener Zeit, kurz bevor er im April 1898 im Gespräch für das Amt des kaiserlicher Hofkapellmeister in Berlin nebst anderen Anwärtern stand und diese Position letztlich auch bekam. Als Komponist und Dirigent war er mittlerweile etabliert, Gastspiele, führten ihn zunehmend ins Ausland, darunter auch die hier erwähnte Madrid Reise. Inmitten eines vollen Arbeitsprogramms verpasste Strauss eine Verabredung mit dem Theaterleiter Otto Brahm. Auch das zeigt, wie stark er in dieser Phase seiner Laufbahn beansprucht war. Seine Entschuldigung bleibt dabei typisch für ihn: knapp, höflich und verbindlich. 
Einseitig mit Tinte beschriebenes, mit Lineaturen versehenes Blatt (HxB: ca. 17,8 x 11,2 cm), Alters- und Beriebsspuren, mittig waagerechte Knickspur; linkskantig sind Randläsionen vorhanden, die möglicherweise durch das Ausreißen aus einem Heft entstanden sind; leichte Verfärbungen, minimal fleckig, Schriftbild leserlich erhalten.
DABEI: Rechnung der Autographenhandlung J.A. Stargardt, Berlin vom 31. Januar 2009. 
PROVENIENZ: Süddeutsche Privatsammlung, Autographenhandlung J.A. Stargardt, Berlin 2009. 
Standort
Eppli Haus Stuttgart