Einzigartige Sammlerstücke der Könige Württembergs: Historische Prunkfeuerwaffen als Sonderauktion bei Eppli
Kurz vor Jahresende lädt das Auktionshaus Eppli zu einer Sonderauktion mit einem speziellen Thema ein: Am 20. Dezember 2024 werden am Standort Leinfelden-Echterdingen historische Prunkfeuerwaffen versteigert. Sie stammen aus einer Privatsammlung aus Süddeutschland, die sich thematisch auf Arbeiten württembergischer Büchsenmacher aus dem 18. und 19. Jahrhundert konzentriert. Insgesamt kommen bei der ausgewählten Auktion rund 60 Lose zum Aufruf, darunter Jagd- und Duellwaffen, wie etwa Flinten oder Büchsen, aber auch Zubehör wie kunstvoll gearbeitete Pulverhörner und Fuhrmannsbestecke. Viele von ihnen stammen aus den Gewehrkammern der Fürsten zu Hohenlohe sowie von Herzog Carl Eugen von Württemberg. Zu den Highlights der Auktion zählt ein Steinschlossgewehr, das König Friedrich I. von Württemberg seiner Tochter Katharina von Württemberg und Jérôme Bonaparte, dem jüngsten Bruder Napoleons, zur Hochzeit machte.
„Die Auktion bietet die seltene Gelegenheit, bedeutende Stücke mit direktem Bezug zur Geschichte Württembergs zu entdecken und zu erwerben“, erklärt Esther Schödel-Sorge, im Eppli-Team Expertin für Kunst, Antiquitäten und Historika. Der private Sammler, aus dessen Nachlass die historischen Waffen stammen, hat Stücke zusammengetragen, die sowohl den technologischen Fortschritt der Waffentechnik als auch die kunsthistorische Entwicklung jener Zeit widerspiegeln. „Damit wird die Auktion zu einem lebendigen Zeugnis der Kulturlandschaft Württembergs und zeigt das handwerkliche und künstlerische Können, das diese Werke auszeichnet“, ergänzt Esther Schödel-Sorge.
Tatsächlich wurde ein großer Teil der Objekte nicht verwendet; und sie dienten abseits ihrer ursprünglichen Funktion auch als begehrte Sammlerstücke und kunstvoll gefertigte Statussymbole. Der Erhaltungszustand dieser Sammlung ist hervorragend. Die Feuerwaffen zeigen nur geringfügige Altersspuren, und die Bläuung beziehungsweise Brünierung – ein Materialüberzug mit rostschützender Wirkung – ist bei einigen Objekten noch weitgehend erhalten. Die Sonderauktion richtet sich daher insbesondere an Sammlerinnen und Sammler, Museen sowie kunst- und kulturhistorisch Interessierte.
Friedrich von Württemberg und Napoleon – Vereinigung zweier Herrscherhäuser
Ein einzigartiges Stück der Sammlung ist ein Steinschlossgewehr. Es war ein Hochzeitsgeschenk von König Friedrich I., dem ersten König Württembergs. Seine Tochter, Katharina von Württemberg, heiratete im Jahr 1807 Jérôme Bonaparte, den jüngsten Bruder Napoleons. Das kunstvoll verzierte Gewehr (Los 19) symbolisierte nicht nur die Vereinigung zweier Herrscherhäuser, sondern diente zugleich als Ausdruck von Macht, Wohlstand und politischer Loyalität. Durch die Wahl des renommierten Pariser Herstellers Le Page wurde die Bedeutung dieses Bündnisses sowie die Stellung des Hauses Württemberg in Europa betont.
Friedrich – einst Kurfürst von Württemberg – war von jeher ein Bewunderer des französischen Absolutismus. Im Zuge der Französischen Revolution und des Ersten Kaiserreiches erhielt er 1805 auf Schloss Ludwigsburg unangekündigten Besuch von Napoleon Bonaparte, der unter anderemmit Württemberg, Baden und Bayern den Rheinbund als Gegengewicht zu Österreich gründen und Friedrich zu einer Allianz mit Frankreich bewegen wollte. Mit Erfolg: Friedrich beschloss den Austritt Württembergs aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und unterzeichnete die Rheinbundakte. Der Kurfürst und sein Land profitierten: Friedrich wurde 1806 König von Württemberg. Durch Gebietszugewinne verdoppelte sich die Fläche des neuen Königreichs während der 19 Jahre seiner Regierung, zudem machte Friedrich Württemberg zu einem modernen Staat.
Um die Verbindung mit Frankreich zu festigen, heiratete Friedrichs Tochter Katharina Jérôme Bonaparte. Napoleons Bruder wurde König von Westphalen und damit Herrscher eines eigens für ihn geschaffenen Königreichs.
Schweizer Erfindergeist setzt neue Maßstäbe
Neben dem Hochzeitsgeschenk sticht besonders das Werk des Schweizer Büchsenmachers Franz Ulrich hervor. Ulrich wurde 1812 zum Inspektor der neu gegründeten Königlich Württembergischen Gewehrfabrik in Oberndorf am Neckar ernannt, wo er bis 1823 tätig war. Später eröffnete er ein eigenes Geschäft in der Eberhardstraße 35 in Stuttgart und etablierte sich durch seine innovativen technischen Entwicklungen überregional. Ulrichs Erfindergeist im Bereich der Perkussionsschlösser setzte neue Maßstäbe: Im April 1827 reichte er ein Gesuch für ein Patent ein, das eine von ihm entwickelte Hahnsicherung betraf und die Sicherheit von Perkussionswaffen erheblich verbesserte. Ulrichs Arbeiten genossen auch beim württembergischen Adel höchste Anerkennung. Herzog Heinrich von Württemberg, der Bruder Friedrichs I., veranlasste, all seine Jagdgewehre mit der Sicherheitsvorrichtung auszustatten.
Meisterwerk der Büchsenmacherkunst
In Herzog Heinrichs Abschrift seiner Gewehrsammlung findet sich wiederholt der Name Blasius Sailer. In der zur Versteigerung gelangenden Privatsammlung befinden sich drei Lose von Blasius Sailer, darunter eine kunstvoll beschnitzte Steinschlossflinte (Los 21). Der Lauf dieser Flinte ist in der „Canon A Ruban“-Technik gefertigt und mit floralen sowie ornamentalen Goldtauschierungen verziert. Der Nussbaumschaft besticht durch eine naturalistische Eulenkopf-Schnitzerei. Weitere filigrane Silbereinlegearbeiten, die die Schäftung umspielen, machen dieses Objekt zu einem Meisterwerk der Büchsenmacherkunst.
Ein Name, der wiederholt als Signatur die Läufe und Schlossplatten der Objekte dieser Sammlung ziert, ist Christian Körber. Er war zwischen 1750 und 1785 als Hofbüchsenmacher für die Fürsten zu Hohenlohe tätig, einem fränkischen Adelsgeschlecht des Hochadels mit einem Herrschaftsgebiet zwischen Kocher, Tauber und Jagst. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde das Haus Hohenlohe ebenso wie sein Gebiet gräflich, im Laufe des 18. Jahrhunderts fürstlich. Christian Körber arbeitete außerdem für Herzog Carl Eugen, den zwölften Herzog von Württemberg. Seine Mutter Maria Augusta war eine geborene Prinzessin von Thurn und Taxis. Sein Vater, Herzog Karl Alexander starb, als Carl Eugen neun Jahre alt war. Carl Eugen selbst genoss gemeinsam mit seinen Brüdern in Berlin am Hof von König Friedrich II. von Preußen eine besondere Erziehung – so war Carl Philipp Emanuel Bach sein Musiklehrer. Carl Eugen kehrte als junger Mann nach Württemberg zurück und regierte ab seinem 16. Lebensjahr mehr als 50 Jahre. Er war es, der berühmte Bauwerke wie das Neue Schloss in Stuttgart, das Jagdschloss Grafeneck und die vier Lustschlösser Schloss Solitude, Schloss Monrepos, Schloss Einsiedel und Schloss Hohenheim bauen ließ.
Die Büchsenmacher dieser Zeit waren ebenso gefragte Handwerker wie auch Künstler. Für die Adelshäuser war es üblich, sich regelmäßig – oft einmal im Jahr – einen neuen Satz Waffen fertigen zu lassen. Einige wurden für die Jagd benötigt, andere wurden als prunkvolle und auf dem neuesten Stand der Technik ausgerüstete Kunstwerke in den Residenzen und Schlössern präsentiert. Die Waffen galten als Statussymbole. Einige Hersteller, wie Le Page, Franz Ulrich oder Blasius Sailer, galten als herausragend. Der für den Herzog tätige Hofbüchsenmacher Christian Körber hatte einen gleichnamigen Sohn, der auch Büchsenmacher war. Er bezeichnete seine Läufe mit „Chretien Koerber a Ingelfingen" und war wohl unter König Friedrich I. tätig.
Sonderauktion „Bedeutende Sammlung historischer Prunkfeuerwaffen aus Württemberg“: 20. Dezember 2024, 15 Uhr, Eppli Auktionshalle Leinfelden-Echterdingen. Auf der Website von Eppli bekommen Sie einen Überblick über alle zu versteigernden Objekte mit Startpreisen sowie weitere Informationen und können weltweit live mitbieten: