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Seltenes Zeugnis des größten Frauenhelden aller Zeiten: Handgeschriebener Brief Casanovas wird versteigert

Giacomo Casanova - originaler Brief mit Signatur

Abenteurer, Schlitzohr, Betrüger – all das trifft auf Giacomo Casanova (1725-1798) zu. Bis heute ist der italienische Lebemann jedoch vor allem bekannt als Frauenheld. Schon zu Lebzeiten war er in Europa berühmt (und berüchtigt) für seinen Charme. Casanovas Ruf ist legendär, handgeschriebene Schriftstücke des Italieners gibt es freilich kaum. Umso bedeutender ist der Brief Casanovas aus dem Jahr 1791, den er auf Schloss Dux in Böhmen an Graf Antonio Ottavio Collalto aufsetzte. Er gibt Einblick in das Denken Casanovas – eine Rarität, die am 22. April 2023 von Deutschlands größtem Auktionshaus Eppli am Standort Leinfelden-Echterdingen versteigert wird. Die Stadt Stuttgart, der Standort von Eppli, hat überdies auch eine Verbindung zu dem italienischen Verführer.

Viele berühmte Menschen des 18. Jahrhunderts erlangten durch besondere Taten Weltruf: Musiker, Komponisten, Wissenschaftler, Maler, Schriftsteller oder Dichter, Gelehrte, Politiker, Denker und Philosophen. Giacomo Girolamo Casanova war nichts von alledem. Er wurde aus einem einzigen Grund berühmt: Er war er selbst.

Der Sohn eines Schauspieler-Ehepaars wusste sich, wie kaum ein anderer, gut zu verkaufen – mit Witz, Raffinesse, Charme und einer gehörigen Portion Dreistigkeit. Er gewann vermögende Adlige als Unterstützer, wusste um die Kunst guter Kommunikation und bester Verbindungen und nutzte Zeitungen und Veranstaltungen wie Theater, Opern, Empfänge und Feste, um sich selbst prächtig in Szene zu setzen. Er liebte die Aufmerksamkeit und betörte erfolgreich die Damenwelt. Doch der Venezianer machte sich nicht nur Freunde – mehrmals wurde Casanova verhaftet und inhaftiert. Sein Ausbruch aus den Bleikammern von Venedig machte ihn, ebenso wie seine durchaus eitlen Memoiren über sein bewegtes Leben, so berühmt, dass der Name „Casanova“ bis heute für Verführung und Lebenskunst steht.

Ferdinand B. Eppli

Ferdinand B. Eppli - Geschäftsführer und Auktionator

„Mit dem Namen Casanova kann jeder etwas anfangen; jeder hat sofort ein Bild vor Augen, was und wer mit diesem Namen gemeint ist“, sagt Ferdinand Eppli, Geschäftsführer des Auktionshauses. „Und der Brief bestätigt, dass Giacomo Casanova der war, für den wir ihn bis heute halten.“

Casanovas Brief ist ein Zeugnis dieses besonderen Charmes. Der Venezianer hat ihn sieben Jahre vor seinem Tod verfasst, als er – verbannt aus seiner Heimat – ab 1785 Zuflucht auf Schloss Dux in Böhmen fand. Dort arbeitete er als Bibliothekar und schrieb seine Memoiren. 1798 starb er dort und fand auf dem Areal des Schlosses seine letzte Ruhestätte.

Casanova richtet sich mit den drei Seiten an den Grafen Antonio Ottavio Collalto, einen lombardischen Adligen, und dankt ihm für dessen Neujahrsgrüße. Weiter berichtet er ihm von der Kälte auf dem Schloss, weshalb er lieber in seinem warmen Zimmer bleibe. Immer wieder blitzen der Witz und die Eitelkeit des umtriebigen Verführers durch: Casanova erzählt ausschweifend und unterhaltsam, zum Beispiel, wie er bedauernd auf den Besuch eines Balls verzichtet habe, um bei der Kälte nicht zu erkranken – obwohl dort viele schöne Mädchen gewesen seien.

Mit viel Esprit will er den Grafen offenbar zum Lachen bringen, als er außerdem von einer Frau aus Cremona erzählt. Es sei eine Bekannte, die sich ihm anvertraut habe. Sie sei schwanger, hätte ihren Ehemann allerdings schon seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Der schlaue Casanova erspann eine List und riet der Frau, ihrem Mann eine Augenkrankheit vorzugaukeln, die sie auskurieren müsse. Ihr Augenlicht würde sie dann – oh Wunder! – wiedererlangen, sobald sie das Kind zur Welt gebracht hätte und wieder so tun könne, als sei nichts geschehen.

Der drei Seiten lange Brief ist ein Doppelblatt mit Wasserzeichen und Goldschnitt. Casanova schrieb ihn auf Italienisch, wobei das Schreiben vollständig transkribiert worden ist. Dass der Brief tatsächlich von dem Lebemann aus Venedig verfasst worden ist, belegt ein Echtheitszertifikat eines renommierten Schriftsachverständigen. „Handgeschriebene Schriftstücke von Giacomo Casanova sind äußerst selten; dieser Brief ist eine Rarität“, erklärt Sebastian Pumpmeier, bei Eppli zuständig für den Bereich Historika. Die Expertinnen und Experten von Eppli untersuchen solche Schriftstücke ebenfalls: Sie machen sowohl eine Papier- als auch eine graphologische Analyse. Auch prüfen sie alle Angaben: Wann lebte der Adressat – zu der gleichen Zeit wie Casanova? War eine Bekanntschaft der beiden möglich? Sind die Angaben in dem Brief schlüssig und korrekt?

Sie sind es – der Brief wird am 22. April bei der Auktion mit der Aufrufnummer 14 und einem Startpreis von 17.500 Euro angeboten.

Erst im November vergangenen Jahres wurde bei Eppli ein ebenfalls seltenes Schriftstück versteigert: ein handgeschriebener Brief von Queen Elizabeth II. Diese Auktion verlief sehr erfolgreich und hatte eine große Resonanz – und so wurde auch der Besitzer des Briefes von Casanova auf Eppli aufmerksam und ging auf das Auktionshaus zu.

Sebastian Pumpmeier - Experte für Historika im Auktionshaus Eppli

Sebastian Pumpmeier - Experte für Historika

„Interessant ist ein solches Schriftstück zum Beispiel für Sammler, Investoren, aber auch Museen und Institute, die große Sammlungen pflegen und ergänzen möchten.“

Casanova und Stuttgart: Diese Verbindung ist nicht neu. Im Jahr 1760 kam Giacomo Casanova in die Stadt – als Begleiter zweier Frauen, Mutter und Tochter, die er offenbar zuvor in Koblenz kennengelernt hatte. Und da Casanova Casanova war, hatte er eine Liebschaft mit beiden. In Stuttgart quartierte sich der Frauenheld im Gasthaus „Zum Bären“ am Bärenplatz ein, der später zum Dorotheenplatz umbenannt wurde. Casanova tat das, was er immer tat: Er vergnügte sich, becircte die Damenwelt, feierte und ließ sich aushalten. Am Ende hatte er einige Menschen gegen sich aufgebracht und musste bei Nacht und Nebel aus Stuttgart fliehen. An den Aufenthalt des umtriebigen Venezianers erinnert eine Gedenktafel am Eingang der Bärenstraße – nur wenige Meter entfernt von einem Standort des Auktionshauses Eppli.

Der Brief von Giacomo Casanova wird im Rahmen der „Best Of“-Auktionen versteigert, wobei am 22. April 2023 um 15 Uhr an Epplis Standort Leinfelden-Echterdingen Münzen, Briefmarken und Historika im Mittelpunkt stehen. Auf der Website von Eppli bekommen Sie einen Überblick über alle zu versteigernden Objekte sowie Startpreise und Informationen:
https://auktionen.eppli.com/de/2785_best-of_muenzen_briefmarken_historika/a/1779

Informationen zum Brief Giacomo Casanovas:
https://auktionen.eppli.com/de/l/239532/casanova_extrem_seltener_brief_des_bekannten_abenteurers?aid=1779

Außerdem können Sie die Auktion online verfolgen, mitbieten und auch Vorgebote abgeben.